Auf dem historischen Markt in Winterberg traf ich den Schäfer und seine Frau. Der Schäfer trug eine schöne Wester aus Schafwolle, die die Frau des Schäfers selbst gemacht hatte. Und weil die Frau des Schäfers sehr klug war, hat sie die Weste ganz einfach aus dem Rohflies eines geschorenen Schafes hergestellt, ganz ohne spinnen.
Das mußte ich auch ausprobieren.
Ich habe die größte Häkelnadel, die ich besitze herausgekramt (Größe 10). Zum Spinnen war noch gewaschenes und gekämmtes Flies von Milchschafen aus Deutschland da. Mit viel Schwung und großen Maschen habe ich reingehauen.
Die Weste ist fertig und hat sich auch schon mehrfach bewährt.
Am liebsten schließe ich die Weste, indem ich einen kleinen Löffel als Verschluß durch die großen Maschen stecke. Die Größe ist durch die weit überlappenden geeignet von Damengröße L bis Herrengröße XXXL. Das Gewicht ist nicht ohne, die Weste wiegt 1,4 Kilo, hat was von einem Körperpanzer.
Die Herstellung hat Spaß gemacht und wegen der wenigen Maschen sieht man schnell Erfolge. Weil ich Wolle aus zwei verschiedenen Flies genommen habe, hat die Weste verschiedene Naturtöne.
Ich habe die Weste in drei Teilen hergestellt: zwei Vorderteile und ein Rückenteil. Die Teile wurden mit gesponnener Naturwolle zusammen genäht. Damit sie einen schönen Randschluß hat, habe ich die Weste mit naturbrauner Wolle, dieses Mal versponnene und gezwirnt, umhäkelt.
Sie darf filzen und Wollknötchen bilden, das macht für mich ihren Charme aus.